Seit drei Monaten weilt nun Linebacker Precious Ogbevoen bereits in den Vereinigten Staaten und erlebt dort das Abenteuer College Football. Der langjährige Vikings-Paradeathlet trat nur 24 Stunden nach dem Austrian Bowl Sieg in Klagenfurt sein Full Scholarship am New Mexico Military Institute an und verlegte seinen Lebensmittelpunkt ins 9200 Kilometer entfernten Roswell, New Mexico – jener Ort, der auch durch den Absturz eines angeblich außerirdischen UFOs Berühmtheit erlangte.

Vikings Football Academy Absolvent Ogbevoen war in der abgelaufenen AFL Saison Heeressportler und der militärische Drill, den er als solcher ein Jahr lang hier in Österreich erlebte, kommt ihm sicher in Bezug auf die Gepflogenheit seiner neuen Umgebung sehr entgegen: Geschlafen wird in 2-Personen-Zimmern mit Hochbetten, Tagwache ist um 5:45 Uhr und in den ersten 42 Tagen des Schuljahrs herrschte Glatzenpflicht.

„Um 6 Uhr morgens stehen wir bereits in Uniform und rasiert in Formation. Zum Frühstück wird gemeinsam marschiert; danach bleibt noch ein wenig Zeit, um mich auf meine erste Schulstunde um 7:55 Uhr vorzubereiten“, erzählt Precious über seinen College-Alltag. Rhetorik, Psychologie, Englisch und Mathematik stehen auf seinem Stundenplan. Hinzu kommen ein Einführungsseminar und das für alle Footballspieler verpflichtende Fach Strength & Conditioning.

Straffer Unterrichts- und Trainingsplan

Täglich um 11:45 Uhr ist bereits Unterrichtsende – doch die vielen Hausaufgaben fordern individuellen Einsatz, um den akademischen Anforderungen gerecht zu werden. Aufgrund des Sports versäumen die Student Athlets oft Unterrichtsstunden, die allesamt nachgeholt werden müssen. Zum schulischen Druck gesellt sich der Sportliche: „Bei jedem Spiel, bei jeder einzelnen Trainingseinheit wird hundertprozentiger Einsatz und optimale Performance verlangt. Jeder Spieler wird dahingehend analysiert, ob er bei einzelnen Plays 100% gab, und die Zielvorgaben des Teams werden wöchentlich nach dem Spiel evaluiert“, erzählt Precious über die Erwartungshaltung der Coaching Staff, die mit einem ausgefeiltem Wochentrainingsplan ihre Spieler kontinuierlich beschäftigen.

„Der Konkurrenzkampf ist groß.“

Die Nachmittage starten mit einer Videoanalyse mit dem Coach, danach folgen Special Teams bzw. Position Meetings. Bei Letzteren bekommt jeder Spieler seinen Bewertungsbogen ausgehändigt. „Da sieht man gleich wie gut man für ein Division 1 Level abgeschnitten hat. Der Konkurrenzkampf ist groß. Jeder hier weiß, dass eine Football-Karriere kurz sein kann. Mit dem permanenten Druck muss man eben umgehen können“, sagt Ogbevoen und berichtet weiter: „Am Montag haben wir danach Conditioning. Dienstag bis Donnerstag ist Gegner-Vorbereitung angesagt. Wir kriegen dafür einen 5-seitigen Scout Sheet mit allen Infos, Tendenzen und Formationen des Gegners. Freitags erfolgt ein Run Through und Samstag ist Gameday.“

Samstags ist Showtime

Precious persönliche Statistik kann sich mehr als sehen lassen. Der Wiener, der auch in New Mexico mit der Nummer 43 spielt, verbucht als Freshman knapp 2 Tackles Per Game. Für die Mannschaft insgesamt läuft die Saison bisher eher durchwachsen. Drei Siege zu sechs Niederlagen lautet die bisherige Saisonbilanz der Broncos. Auch bitter deshalb, weil man zwei der neun Spiele denkbar knapp mit nur zwei Punkten Differenz verloren hat.

„Das Training hier läuft fast gleich wie bei den Vikings. Einziger, nicht unerheblicher Unterschied ist, man sieht den Coach eben jeden Tag und kann sich somit intensiver austauschen und gemeinsam Game Tapes analysieren. Vom sportlichen Level her ist meine Liga hier fast gleich wie die AFL; die Teamkollegen in den Skill Positions sind zwar größer und athletischer, aber die O-Liner hier sind schlechter als jene in Österreich – zumindest jene, gegen die ich bisher gespielt habe. Auf den Spielmacher-Positionen sieht man viele Scrambling QBs, die aber noch an ihrem Passing Game arbeiten müssen“, antwortet Precious Ogbevoen auf die Frage nach seiner vergleichenden Einschätzung, und er wird fast ein wenig melancholisch, als er meint: „Ich muss zugeben, dass das Teamgefühl nicht annähernd so ist wie bei den Vikings. Wir sind bei den Vikings einfacher offener und haben wirklich viel Spaß zusammen.“

Klingt, als würde unser Precious trotz seines neuen, aufregenden Lebensabschnitts einiges an Wien vermissen…

 

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